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60er-Jahre-Design

Ende der 90er Jahre entstand in Zusammenarbeit mit Verner Panton die letzte von ihm autorisierte Version des Stuhles, den wir heute als Design-Ikone kennen.

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Mauerbau und Mondlandung, Beatlemania und Miniröcke, Studentenproteste und Woodstock: Die 1960er-Jahre waren ein Jahrzehnt des beispiellosen Wandels. Politische, soziale, kulturelle und ästhetische Umbrüche ließen niemanden unberührt. So hinterließen sie auch in der Designwelt ihre Spuren, sorgten für neue Denkanstöße und setzten eine unglaubliche Kreativität frei. Andersherum waren die 1960er-Jahre das Jahrzehnt, in dem sich Design endgültig als Kraft etablierte, die alle Schichten der Gesellschaft bewegte, ihre Kaufentscheidungen beeinflusste und einen selbstverständlichen, identitätsbestimmenden Platz in der Alltagswelt der Menschen fand.

Junges Design ohne Grenzen

Definierte sich das solide, unaufgeregte, funktionale Design der fünfziger Jahre stets noch in Auseinandersetzung mit den Kriegsjahren, so wurde ab Anfang der 60er-Jahre in die Zukunft geblickt. Statt "keine Experimente" lautete das Motto in der Designwelt nun "alles ist möglich". Getragen wurde dieser Optimismus von technischem Fortschritt, wirtschaftlichem Aufschwung und einer jungen, gut verdienenden Generation, die sich nicht nur nach emotionaler, sondern auch nach visueller Sinnlichkeit sehnte.

Zanotta - Sacco Sitzsack

Phantasievolle Formen, grelle Farben und neue Materialien im Wohndesign waren ebenso nachgefragt wie alternative Lebensformen, bewusstseinserweiternde Substanzen und Popmusik. Wichtig war, dass man sich vom Establishment und dessen überlieferten geschmacklichen Traditionen absetzte. Werte wie Beständigkeit und Funktionalität spielten keine vorrangige Rolle mehr, die neue Ästhetik war nicht nur in der Pop-Art bewusst vergänglich, massengefertigt, humorvoll und ironisch. Die leichten, flexiblen 60er-Möbel wie der Sacco Sitzsack von Zanotta spiegelten die Faszination der Jugend für Mobilität und Unbeschwertheit.

Design der 60er-Jahre – Möbel für die Masse

Die neuen Kunststoffe ermöglichten die Herstellung günstiger Produkte für den Massenmarkt. Man richtete sich nun nicht mehr für den Rest seines Lebens ein, sondern folgte aktuellen Moden, die die Designer gerne vorgaben.

Salatschüssel, smokey blue und Cylinda-Line Kanne mit Eislippe, powder

Die Folge war ein veritabler Designboom, von dem vor allem die italienische Designerszene profitierte. Designer wie Ettore Sottsass, Joe Colombo und Anna Castelli Ferrieri entwarfen für Kartell, Danese und Artemide knallbunte Alltagsgegenstände aus spritzgegossenem ABS-Kunststoff, deren Formgebung dem neuesten Stand der Technologie entsprach. Angeregt von den Möglichkeiten der neuen Kunststoffe entwickelte Verner Panton mit seinem Freischwinger-Stuhl einen der wohl berühmtesten Vertreter des 60er-Jahre-Designs. Noch war der Glaube an die neuen Kunststoffe und Technologien ungebrochen und fand im Space-Age-Look seinen Ausdruck.

Panton Chair von Vitra in basic dark

Möbel der 60er: Space Age – mit runden Formen in die Zukunft

Der Wettlauf um die Eroberung des Weltraums hatte Mitte der sechziger Jahre große Auswirkung auf das Bewusstsein der Menschen und damit auch auf Mode und Design. Die Frage, wie man in Zukunft leben wollte, brachte futuristische Entwürfe hervor und manifestierte sich in einem die erste Hälfte der 1960er-Jahre bestimmenden geometrischen Formenvokabular. Filme wie Barbarella mit Jane Fonda und Stanley Kubrick’s 2001 – Odysee im Weltraum zeigten phantastische Raumfahrtwelten in weiß und silber mit sanft abgerundeten Kunststoffmöbeln.

Ball Chair von Eero Aarnio Originals

Der Ball Chair von Eero Aarnio, die Eclisse Tischleuchte von Vico Magistretti und kugelförmige Radio- und Fernsehapparate brachten das Space Age auch in die irdischen Wohnzimmer.

Eclisse Tischleuchte von Artemide

Die späten 60er Jahre – Auflehnung, Rebellion und Politisierung

Als 1969 Neil Armstrong den Mond betrat, hatte sich die Aufmerksamkeit der Jugend bereits anderen Themen zugewandt. Studenten richteten sich weltweit gegen veraltete Machtsysteme und der unverhohlene Materialismus der Konsumkultur wurde kritischer gesehen. Der technologische Fortschritt brachte nicht mehr nur Begeisterung, sondern auch Bedenken hervor, der Kalte Krieg schürte die Angst vor einer Atomkatastrophe. Im Design äußerte sich diese Entwicklung in einem neo-organischen, psychedelischen Stil, der die geometrischen Formen ablöste.

Die Anti-Design-Bewegung

Isol. Eiseimer 1 l von Stelton

Mit seiner Wohnlandschaft für die Ausstellung Visiona II schuf Verner Panton einen Raum, der alle Konventionen aufhob. Warm, amorph und farbexplosiv, konnten die Module beliebig verändert werden, um stets neue Perspektiven zu schaffen. Aus Italien kamen neue Impulse. Die Anti-Design-Bewegung, wieder mit Ettore Sottsass an ihrer Spitze, wandte sich gegen die Unpersönlichkeit der industriell gefertigten Konsumprodukte, die die erste Hälfte des Jahrzehnts geprägt hatten.

Der Anspruch war nun, dass Designobjekte den Intellekt provozieren und die Wahrnehmungsfähigkeit der Benutzer herausfordern sollten. In Prototypen und Manifesten erforschten die italienischen Designer das kulturelle Potential von Design und stellten der guten Form des Modernismus Kitsch, Ironie und falsche Proportionen entgegen, Merkmale, die sich im Postmodernismus und der Memphis-Bewegung fortsetzen sollten.

Zanotta Mezzadro Hocker, rot

Retro-Design für die Flower-Power-Generation

Als weitere Reaktion auf die bisher zelebrierte verschwenderische Lebensweise kam Ende der 60er-Jahre die Umweltbewegung auf, die mit dem Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ des Club of Rome für mehr Nachhaltigkeit eintrat. Dies ging mit einer Rückbesinnung auf das Kunsthandwerk einher, Studio-Glas und Keramik. Auch handgewebte Teppiche erlebten eine Renaissance. Die Erdölkrise Anfang der 1970er tat ihr Übriges für eine Neubewertung des Materials Kunststoff.

Von der Consumer Revolution zu Beginn des Jahrzehnts bis hin zu ökologischem Bewusstsein, Flower Power und Anti-Design – die Designwelt beheimatete in den 60er-Jahren verschiedenste Positionen und Orientierungspunkte. Rückblickend lässt sich eines mit Sicherheit sagen: Die 60er-Jahre waren die Ära, die der grauen Nachkriegszeit ein Ende setzten und der Ursprung ungebrochen beliebter Retro-Möbel war. Erlebe ein Revival der 1960er-Jahre mit unseren Designklassikern aus den "Sixties".

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